Während Mitte der 80er Jahre noch vehement um die Volkszählung und das damit verbunden Recht der Privatsphäre gestritten wurde, scheint die gläserne Existenz des Bürgers heute Alltag geworden zu sein.
Umso verwunderlicher, dass immer mehr Menschen immer mehr ganz freiwillig von sich Preis geben und per Online-Netzwerk oder Twitter blank ziehen.
Sie möchten wissen, wie Ihr Kollege wohnt? Dann googeln Sie ihn. Vielleicht haben Sie Glück und Google fuhr sogar schon an seiner Haustür vorbei... Im Wege des Google Street View werden ganze Straßenzüge fotografiert und ermöglichen es somit jedermann, einen Blick auf Fassade, Garten oder Zweitwagen des Kollegen zu werfen. Bezahlt wird mit Privatsphäre.
Ist „Privatsphäre“ also nur noch ein hohler Begriff? „Nein, Privatsphäre ist die Währung der Zukunft“, sagt Heiko Lüdemann, Gründer der Karrieregemeinschaft Quadeo.net und rät davon ab, im Internet freiwillig und blind blank zu ziehen. Für problematisch erachtet Lüdemann, dass die online in den freizeitorientierten Portalen geschriebenen Beiträge von den Usern fälschlicherweise als „privat“ und „nicht permanent“ eingestuft werden. Doch auch nach dem Löschen des eigenen Profils oder des Beitrags kann sich die Mitteilung schon längst im Netz verbreitet haben – zum Beispiel durch das Kopieren durch andere User. Grundsätzlich sollte nur wenig Privates über sich Preis gegeben und dem World-Wide-Web zur Verfügung gestellt werden.
Der Experte für moderne Kommunikationsformen rät dazu, die Freunde in Online-Netzwerken mit Bedacht auszuwählen. „In freizeitorientierten Netzwerken sollte man sich nur mit privaten Kontakten umgeben, die man aus dem realen Leben gut kennt“, so Lüdemann. Andere Freundschaftsanfragen werden ignoriert oder höflich abgelehnt. Wenn man sich nicht auf einem ausgesprochen seriösen Portal bewegt, sollten außerdem private und geschäftliche Kontakte getrennt und über verschiedene Online-Netzwerke betreut werden.
Wie unprivat das World-Wide-Web sein kann, bekam auch Simon H. zu spüren. Er wurde Mitglied in einem großen Freizeitportal und war dort der Gruppe „Flirten für den Weltfrieden“ beigetreten. In regelmäßigen Abständen prahlte er in der Gruppe mit seinen neuesten Eroberungen. Nach Abschluss seines Studiums bewarb er sich auf eine Festanstellung in einem konservativen Konzern. Im Vorstellungsgespräch fragte ihn die Personalreferentin „Herr H., was tun Sie eigentlich alles für den Weltfrieden?“
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Parkplatznot ist FAKE News
In neuen Luxushochhaus kann man ja angeblich in der Wohnung parken dank Lastenaufzugs.
Die Parkplatznot ist aber auch selbst.....
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